Der Nervus ulnaris passiert auf seinem Weg vom Nervengeflecht des Oberarms (Oberarmplexus) bis zur Hand einige natürliche Engpässe. Durch Veränderung des Gewebes, sei es durch physiologische Umbauprozesse nach einem Knochenbruch oder einer Entzündung, oder durch pathologische Veränderungen bei einem Tumorwachstum, kann es zu einer Kompression des Nervens kommen. Schmerzen, Kribbeln und Missempfindungen des Kleinfingers und der kleinfingerzugewandten Seite des Ringfingers können in der Anfangsphase festzustellen sein. Bei einem länger bestehenden Druck kann es in Folge der Kompression motorischer Nervenäste zu einer Schwäche des Kleinfingers und Schwund der kleinen Handmuskeln kommen. Das An- und Abspreizen der Finger ist in einem fortgeschrittenen Stadium der Nervenkompression nicht mehr möglich. Die so genannte Krallenhand mit Überstrecken der Finger in den Grundgelenken und dauerhafter Beugestellung in den Mittel- und Endgelenken stellt das Endstadium der Erkrankung dar. Der im Volksmund als „Musikantenknochen“ bekannte Bereich des Ellenbogens stellt mit der Knochenrinne des Sulcus ulnaris einen markanten Engpass da. Hier verläuft der nervus ulnaris sehr oberflächlich im unteren Bereich des Oberarms und kann insbesondere bei Frakturen des Oberarms und bei bettlägerigen Patienten verletzt, bzw. komprimiert werden. Vor dem Eintritt in den sulcus ulnaris gleitet der nervus ulnaris unter den bindegewebigen Struther Arcaden her. Bei einer Verdickung dieses Bindegewebestrangs kann es ebenfalls zu einer Druckschädigung des Nervens kommen. Beim Eintreten in die Unterarmmuskulatur durchläuft der Nerv einen weiteren Engpass. Im Rahmen einer endoskopischen oder offenen Operation zur Nervendekompression müssen alle drei Regionen dargestellt, wenn notwendig gespalten und der Nerv umgelagert werden, um eine permanente Schädigung des Nervens zu vermeiden. Entsprechend präoperativ erhobener radiologischer Befunde (Röntgen, MRT, CT) sollten Begleiterkrankungen (Pseudarthrosen, Kalkspangen, gutartige Tumore) und anatomische Normvarianten des sulcus ulnaris mitbehandelt werden. Um chronische Beschwerden und irreversible Schäden zu vermeiden sollte entsprechend der klinisch-neurologischen Untersuchungsbefunde (Bestimmung der Nervenleitgeschwindigkeit und Elektromyographie) eine rechtzeitige Dekompression vorgenommen werden.